Im Jahr 2014 erhielt die Pakistanerin Malala Yousafzai im Alter von gerade einmal 17 Jahren den Friedensnobelpreis. Sie bewies bereits als Jugendliche enorme Tapferkeit im Einsatz für menschliche Grundrechte. Nachdem die Taliban in den frühen 2000er Jahren die Kontrolle über nördliche Teile Pakistans übernommen hatten, begannen sie 2007 damit, Mädchenschulen zu schließen und abzureißen. Malala war selbst von dieser Entwicklung betroffen und erlangte Bekanntheit, indem sie in den Medien offen ihre Kritik äußerte und für die Rechte von Schülerinnen plädierte. Ihre große Medienwirksamkeit wurde dabei zunehmend zur Gefahr. Nach zahlreichen Drohungen versuchte ein Mitglied der Taliban im Oktober 2012 das damals 15-jährige Mädchen zu erschießen. Das Attentat scheiterte jedoch knapp. So wurde Malala zum Symbol einer Idee, die stärker ist als jede Waffe – die Idee, dass jeder Mensch, egal ob Mädchen oder Junge, das Recht hat, sich zu bilden und über seine eigene Zukunft zu entscheiden.

Bildung hat neben einem praktischen Nutzen vor allem auch einen ideellen Wert. Einen Wert, den die mutigsten unter uns sogar mit ihrem Leben verteidigen! Dafür wollen wir Malala an dieser Stelle würdigen.

Malala Yousafzai

Erhielt im Alter von 17 Jahren den Friedensnobelpreis: Die Pakistanerin Malala Yousafzai © Russel Watkins

Warum musste Malala ihr Leben riskieren?

Für die Taliban und jede andere Form von Unterdrückung ist Bildung gefährlich, denn sie ermöglicht Menschen, sich selbst Wissen und Fähigkeiten anzueignen und sich eine eigene Meinung zu bilden. „Selbstbestimmung“ ist hier das Stichwort und gleichzeitig das dritte Leitthema unseres Blogs, das wir mit diesem Artikel eröffnen möchten. Selbst bestimmen, dass man zur Schule geht. Selbst bestimmen, was man denkt. Selbst bestimmen, niemanden anderen über sich selbst bestimmen zu lassen.

Selbstbestimmung in Deutschland … und in Kenia

Wie steht es um die Selbstbestimmung in Deutschland? Wir könnten von der Frauenquote sprechen oder von jungen Leuten, die sich in die Uni einklagen. Beispiele, die zeigen, wie weit Selbstbestimmung in Deutschland gehen kann. Man schafft bewusst die Möglichkeit, gesellschaftliche Hürde zu überwinden. Das ist nicht überall so

In Deutschland streben immer mehr junge Menschen ein Studium an:Seit 2000 ist die Studienanfängerquote um fast 25% gestiegen. Gleichzeitig werden dieStudienanfänger immer jünger. Viele Abiturienten wechseln nach 12 Jahren Schule noch vor ihrem 18. Geburtstag direkt vom Klassenzimmer in den Vorlesungssaal. Währenddessen werden laut einer Erhebung von Unicef 36% der Mädchen in Süd- und Ostafrika noch vor Vollendung ihres 18. Lebensjahres verheiratet. In Kenia sind es ca. 25%, was noch immer eine beachtliche Zahl ist. Stellt Euch vor, jedes vierte 18-jährige Mädchen in Deutschland wäre verheiratet. Stellt Euch vor, dieses vierte Mädchen wäre Eure Schwester, Eure Tochter, oder gar Ihr selbst.

Fast verheiratet…

Als unser 1. Vorsitzender Samuel Monthuley 2011 nach Kenia reiste, war er unter anderem als Vertretungslehrer in der Grund- und Realschule St. Francis in Mitunguu tätig. An den Elterntag erinnert er sich bis heute, hatte er doch damals einige Mühe, sich aus der Verkupplungsaktion einer kenianischen Frauengruppe zu lösen. Nichtsahnend war er von einem seiner Schüler zu dessen 18-jähriger Schwester geführt worden, die daraufhin, mit Unterstützung ihrer Mutter, Großmutter, Tanten und Cousinen, um seine Hand anhielt. Für die Familie, die erst kürzlich von ihrem Oberhaupt verlassen worden war, schien das Verheiraten des Mädchens, eine Lehramtsstudentin, der richtige Weg zu sein. Samuel war geschockt und enttäuscht von der Aktion, zumal ihm die ganze Situation sehr unangenehm war. Fragen kamen auf: Warum sollten die Älteren der Familie über das Schicksal des Mädchens bestimmen dürfen? Wieso ließ die 18-Jährige sich darauf ein? War der Weg der Heirat wirklich der, den sie, eine Studentin, gehen wollte? War sie tatsächlich an ihm interessiert, ohne ihn je zuvor gesehen zu haben? Oder sah ihre Familie in ihm, dem Weißen, nur einen einfachen Weg zu mehr Wohlstand?

Kombination von Ehe und Studium schwierig

Natürlich möchten wir nicht ausschließen, dass es Mädchen gibt, die auf diesem Lebensweg glücklich sind. Tradition bedeutet nicht immer Zwang, sie gibt auch Rückhalt und Stolz. Aber die Ehe ist eben nicht immer nur ein “Bund der Liebe”, sie ist häufig auch mit mit Pflichten verbunden und dauert mitunter ein Leben lang. Vor allem in patriarchalischen Gesellschaften wie Kenia, lassen sich „Ehefrau“ und „Studentin“ nur schwer kombinieren. Anders ausgedrückt: Für Bildung ist im Haushalt kein Platz. Kluge Köpfe und riesiges Potenzial bleiben unentdeckt.

Zum Glück gibt es auch in Afrika Menschen und Organisationen, die dieses Potenzial erkannt haben. So setzt sich She.Leads.Africa. für junge Unternehmerinnen auf dem ganzen Kontinent ein. Je besser die Möglichkeiten werden, umso mehr junge Frauen werden sich vielleicht gegen ein reines Leben als Hausfrau entscheiden. Ob sie dies tun oder nicht, ist für uns zweitrangig. Hauptsache, sie haben die Möglichkeit!

Mehr Selbstbestimmung für mehr Bildung, mehr Bildung für mehr Selbstbestimmung

Für junge Frauen wie auch für junge Männer ist Bildung – wie so oft bei KEY – einer der wichtigsten Faktoren, denn ohne das nötige Handwerkszeug ist es schwierig, eigene Ideen zu entwickeln und sich aus Abhängigkeiten zu befreien. Also: Mehr Bildung für mehr Selbstbestimmung. Hinzu kommt jedoch, dass Bildung nicht selbstverständlich ist und kurzfristige, wirtschaftlich rationale Motive – in Form einer Mitgift oder der Aussicht auf zusätzliches Gehalt – dazu führen können, dass junge Menschen (zu) früh von der Schule abgehen. Es sind also starke Jugendliche gefragt, die sich solchen Plänen und Zwängen widersetzen. Das heißt: Mehr Selbstbestimmung für mehr Bildung.

Wir möchten diese Jugendlichen unterstützen, wo es nur geht, damit sie anderen ein Beispiel sein können und nach und nach das Potenzial ihres Kontinents entfesseln. Jede Hilfe ist willkommen: Ob Freiwilligenpraktikum, Spende oder Patenschaft.

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Beitragsbild „Malala Yousafzai at Girl Summit 2014“ by Russell Watkins/Department for International Development. – https://www.flickr.com/photos/dfid/14714344864/. Licensed under CC BY 2.0 via Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Malala_Yousafzai_at_Girl_Summit_2014.jpg#mediaviewer/File:Malala_Yousafzai_at_Girl_Summit_2014.jpg

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