Liebe Leserinnen und Leser. Willkommen im „Jahr des weltweiten Handelns für die Völker und den Planeten“. Doch haben Sie keine Angst, Sie selbst müssen nichts weiter tun. Handeln sollten andere…

Quelle: http://www.nrg4sd.org/run-cop21

Quelle: nrg4sd.org

2015-Time-for-Global-Action_En

Quelle: UN

Ganz oben auf der internationalen Agenda steht in diesem Jahr das Thema Klima. Vom 30. November bis zum 11. Dezember findet in Paris die 21. UN-Klimakonferenz (COP21) statt. Eine neue Klimaschutz-Vereinbarung in Nachfolge des Kyoto-Protokolls wird erwartet.

Das „Jahr des weltweiten Handelns“ beschränkt sich jedoch nicht auf den Klimaschutz. So sollen die vor fünfzehn Jahren von UN, Weltbank, IWF und OECD formulierten Millenniums-Entwicklungsziele durch einen Katalog von 17 Nachhaltigkeitszielen ersetzt werden. Manche dieser Nachhaltigkeitsziele decken sich mit den ursprünglichen Zielen oder verfeinern diese. Andere sind vollkommen neu. Insgesamt gehen die Nachhaltigkeitsziele in ihrem Anspruch und in ihrem Umfang weit über die Milleniums-Entwicklungsziele hinaus.(1)

„2015 ist das Jahr, in dem alle Mitgliedsstaaten das neue Entwicklungsprogramm für die Zeit nach 2015 annehmen werden, im Anschluss an die Millenniums-Entwicklungsziele“, erfährt man auf dem Onlineportal der Vereinten Nationen für das besondere Jahr 2015.(2)

Bildung für alle?

Seit 2000 seien „beachtliche Fortschritte“ gemacht worden, darunter die Tatsache, dass heute „mehr Kinder denn je“ eine Grundschule besuchen. Die Gewährleistung der grundlegenden Schulausbildung für alle war zur Jahrtausendwende als zweites von acht Millenniumszielen definiert worden.

Tatsächlich konnte der prozentuale Anteil eingeschulter Kinder zwischen 2000 und 2012 von 83 auf 90 Prozent gesteigert werden.(3) Umgekehrt bedeutet dies, dass noch immer eines von zehn Kindern keinen Zugang zu einer grundlegenden Schulausbildung hat. 10 Prozent entsprechen 58 Millionen Kindern – und damit ungefähr der Bevölkerungszahl Italiens, des viertgrößten Landes innerhalb der EU.

Am Ende der Statistik steht damals wie heute Subsahara-Afrika. In dieser Region der Welt besuchten im Jahr 2012 nur 78 % aller Kinder eine Grundschule. Damit bleiben die Staaten südlich der Sahara noch immer hinter dem Durchschnittswert aller Entwicklungsländer aus dem Jahr 1990 zurück.(4)

Auch die Zahl der Grundschulabbrecher stellt den Erfolg des Entwicklungsziels „Primäre Schulbildung“ in Frage, denn 27 Prozent aller eingeschulten Kinder in Entwicklungsländern verlassen die Schule vor dem Ende der vierten Klasse wieder.(5)

Auf der Flucht

Warum gehen die Entwicklungen nur so schleppend voran? Während die Hilfszahlungen der internationalen Geldgeber seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise schwanken und nur langsam wieder steigen, hat sich die Zahl und Härte der kriegerischen Konflikte in den letzten Jahren verstärkt, was zu einer stetig wachsenden Zahl an Flüchtlingen führt.

Unter ihnen sind viele Kinder und Jugendliche, die mit ihrer Heimat auch ihre Schule verlassen mussten. Rechtliche und sprachliche Barrieren behindern eine Fortsetzung der Schulausbildung im Aufnahmeland – gerade in Deutschland ist diese Debatte brandaktuell. Wer in der Heimat bleibt, gefährdet mit einem Schulbesuch dagegen sehr wahrscheinlich sein eigenes Leben.

Bezogen auf ihre Bildungschancen befinden sich viele Flüchtlinge daher in einem Dilemma, sozusagen in einer Lose-Lose-Situation. Weder in ihrer alten, noch in ihrer neuen Heimat, ist der Zugang zu Bildung sichergestellt.

Zurück zum Klima

Obwohl die Medienberichterstattung derzeit von der Flüchtlingskrise in Europa bestimmt wird – man darf auch hier die Notsituationen in direkten Nachbarländern Syriens und anderer Ursprungsländer großer Flüchtlingsströme nicht vergessen – ist der Klimawandel ein Dauerthema der letzten Dekade.

Neben zahlreichen wissenschaftlichen Studien zur Erderwärmung und dessen Folgen für Flora, Fauna und Menschheit, erscheinen regelmäßig Reportagen und Fotostrecken zur Thematik Klimawandel. In simulierten Szenarien zeichnen Forscherteams und Umweltorganisationen ein oft beängstigendes Bild unserer Erde in 30, 50 oder 100 Jahren.

Trotzdem mangelt es weiterhin an politischen Entscheidungen. Es mangelt an festen Verpflichtungen zu einer umweltschonenden, einer klimafreundlicheren Politik. Und es mangelt an Aufklärung. Ein Beispiel ist die unkontrollierte Verbrennung von Müll.

Aus einer Studie des amerikanischen National Center for Atmospheric Research (NCAR) geht hervor, dass rund 40 Prozent des globalen Mülls in offenen Feuern verbrennen. Dies entspricht 1,1 Milliarden Tonnen Müll pro Tag. Damit wäre die unkontrollierte Müllverbrennung für fünf Prozent der gesamten weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – genau soviel, wie zum Erreichen der (ohnehin bescheidenen) Ziele des Kyoto-Protokolls eingespart werden müsste.(6)

Bildung als Basis

2015 ist das Jahr des weltweiten Handelns. Frische Pläne und neue Strategien zum Thema Klima werden erwartet. Jedoch sollten wir dabei jene Ziele nicht vergessen, die wir uns vor fünfzehn Jahren gesetzt, aber bis heute nur teilweise umgesetzt haben. Bildung ist eines dieser Themen. Ein Thema, das der internationalen Gemeinschaft mehr Aufmerksamkeit, mehr Zeit und mehr Geld wert sein sollte.

Als wir vor 9 Monaten diesen Blog starteten, trug unser erster Artikel zur Überschrift ein Zitat. Einen Ausspruch, den sowohl Benjamin Franklin als auch John F. Kennedy einst so oder so ähnlich formuliert hatten. Einen Satz, der bereits im 18. Jahrhundert galt, Mitte des 20. Jahrhunderts aber noch so aktuell war, dass ihn einer der populärsten amerikanischen Präsidenten aller Zeiten in den Mund nahm, und der bis heute Bestand hat. Eine Aussage, die unsere Leitidee als Organisation zur Förderung von Bildung auf den Punkt bringt: „Nur eines ist langfristig teurer als Bildung – keine Bildung.“

Klimaschutz und Nachhaltigkeit beginnen überall mit einer soliden Schulbildung, mit der Aussicht auf eine berufliche Karriere, die zumindest zur Ernährung der eigenen Familie ausreichen sollte. Bevor diese menschlichen Grundbedürfnisse – Bildung, Arbeit, Nahrung – nicht abgedeckt sind, wird es schwierig, Menschen für die Bedürfnisse des Planeten zu sensibiliseren und sie dazu zu bewegen, sich gegen umweltschädliche Taten wie etwa die unsaubere Müllverbrennung im eigenen Land stark zu machen.

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Quellenangaben

(1) http://www.undp.org/content/undp/en/home/mdgoverview/post-2015-development-agenda.html

(2) http://www.un.org/sustainabledevelopment/development-agenda/

(3) http://www.un.org/millenniumgoals/education.shtml

(4) United Nations: The Millenium Development Goals Report 2014, URL: http://www.un.org/millenniumgoals/2014%20MDG%20report/MDG%202014%20English%20web.pdf, S. 16

(5) United Nations: The Millenium Development Goals Report 2014, S. 18

(6) http://www.natur.de/de/20/Luftverschmutzung-durch-Muellverbrennung-schlimmer-als-gedacht,16,0,1502.html

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